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3.2.2004 taz Ausland 73 Zeilen, D.J. S. 10
Fähre fängt Feuer und sinkt. Präsident Kabila auf dem Weg nach Deutschland
BERLIN taz • Es dauerte eine knappe Woche, bis die Nachricht bekannt wurde. Bereits in der Nacht zum 25. Januar fing ein Fährboot auf dem Kongofluss 185 Kilometer südlich der Stadt Mbandaka Feuer und sank. Aber erst am Wochenende erreichte die Nachricht die kongolesische Hauptstadt Kinshasa. Über 500 Menschen befanden sich an Bord des nur 28 Meter langen und sechs Meter breiten Schiffes; rund 100 Leichen wurden geborgen und 200 Menschen werden nach Presseberichten noch vermisst. Der Besitzer des Schiffes, ein Händler, befindet sich in Haft. Er hatte die Fähre vermietet. Wie es hieß, wusste die Besatzung nicht mit den zwei Feuerlöschern an Bord umzugehen.
Katastrophen im Schiffsverkehr der Demokratischen Republik Kongo werden immer häufiger, seit im Rahmen des geltenden Friedensprozesses der Fluss wieder auf seiner kompletten, 2.000 Kilometer schiffbaren Strecke zwischen Kinshasa und der größten ostkongolesischen Stadt Kisangani frei befahrbar ist. Er ist die einzige Verkehrsverbindung zwischen den beiden Landesteilen, von Flugzeugen abgesehen. Dementsprechend gehen immer mehr überalterte, voll beladene Fracht- und Passagierschiffe auf die wochenlange Reise. Erst am 25. November 2003 starben 115 Menschen beim Untergang eines Personenschiffes namens "Gott sei Dank" auf dem zum Flusseinzugsgebiet gehörenden See Mai-Ndombe.
Das neue Unglück, das ein Schlaglicht auf die Alltagsprobleme des Kongo wirft, kommt pünktlich zum Auftakt einer Europareise des kongolesischen Präsidenten Joseph Kabila. Nach Frankreich, Belgien und Großbritannien kommt Kabila Ende dieser Woche auch nach Deutschland. Ganz oben auf seiner Wunschliste stehen Ausbildungshilfe für Armee und Polizei, sagte Kabila am Sonntag.
Die Reise kommt in einer Zeit wachsender Spannungen in der Allparteienregierung. Ende letzter Woche wandten sich die ehemaligen Rebellenbewegungen scharf gegen Bestrebungen Kabilas, sich vom Obersten Gericht das Recht bestätigen zu lassen, Personalentscheidungen in Geheimdiensten und Staatsbetrieben allein zu treffen. Es drohe eine ernste Krise, warnen nun kongolesische Zeitungen.
DOMINIC JOHNSON