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21.4.2006 taz Themen des Tages 92 Zeilen, DOMINIC JOHNSON S. 2
Noch ist die Entsendung von EU-Truppen in die Demokratische Republik Kongo zur Absicherung der geplanten Wahlen nicht endgültig - da ist ihr Kommandeur bereits zum Antrittsbesuch unterwegs. General Christian Damay aus Frankreich machte Mittwoch seine Aufwartung beim kongolesischen Verteidigungsminister Adolphe Onusumba und erklärte hinterher seine Mission: Er werde demnächst 1.500 europäische Soldaten in Kinshasa kommandieren, assistiert vom einem Deutschen in Potsdam. So jedenfalls berichtete es gestern die kongolesische Presse.
Eigentlich soll nach bestehenden EU-Planungen von den 1.500 EU-Soldaten nur ein Drittel in Kinshasa stehen, der Rest außerhalb des Landes in Reserve. Und die Mission wird nicht von einem Franzosen kommandiert mit einem Deutschen als Nummer zwei, sondern es ist genau umgekehrt: Der deutsche Luftwaffen-Generalmajor Karlheinz Viereck, seit Mitte März Befehlshaber des als Kongo-Einsatzzentrale vorgesehenen Einsatzführungskommandos der Bundeswehr in Geltow bei Potsdam, leitet die Mission, sekundiert von Damay vor Ort. Der Franzose untersteht dem Deutschen - auf dem Papier.
Die Realität wird anders aussehen, und es verwundert nicht, dass die französische Seite schon vor Ort Fakten schafft, während Deutschland noch mit Nabelschau beschäftigt ist. Aus Pariser Sicht ist die Kongo-Mission ein weiterer Schritt zur Rückgewinnung französischen Einflusses in Afrika, die Bundeswehr ist lediglich Handlanger. General Damay lernte sein Handwerk auf der französischen Militärakademie Saint-Cyr, wo auch der Oberkommandierende der UN-Blauhelme im Kongo sowie der höchstrangige General der kongolesischen Regierungsarmee ausgebildet wurden - er gesellt sich zu Kameraden. Der Deutsche Viereck hingegen hat seine Karriere bei der Nato und der US-Luftwaffe gemacht. Ihm fehlt der französische Stallgeruch.
Der 55-jährige Damay begann seine Militärkarriere selbst in Deutschland - bei der französischen Truppe in Radolfzell. Er diente im Libanon und Tschad und im Jahr 2002 war er Kommandeur bei der KFOR-Eingreiftruppe im Kosovo.
Seit Juli 2001 kommandiert Damay die berüchtigte Elfte Luftlandebrigade der französischen Fremdenlegion, eine Freiwilligentruppe, die bereits in den 70er-Jahren im damaligen Zaire zur Rettung Diktator Mobutus zum Einsatz kam. Ihre Spezialität ist laut Webseite "Kampf an der Front oder Landung hinter den Linien des Feindes, um dessen Versorgung und Bewegung durch Hinterhalte, Sabotage oder Aufklärung zu stören". Ein interessanter Hintergrund für eine Mission, die offiziell bloß Wahlen absichern soll.
DOMINIC JOHNSON
Christian Damay, 55, hat Kommandoerfahrung bei der Fremdenlegion. Bei der geplanten EU-Truppe in der Demokratischen Republik Kongo soll der Franzose das Kommando vor Ort führen