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26.10.2006 taz Ausland 82 Zeilen, DOMINIC JOHNSON S. 9
Vor den Wahlen am kommenden Sonntag scheitert eine TV-Debatte der beiden Kontrahenten Kabila und Bemba an unüberbrückbaren Gegensätzen. Die Bewerber für das Präsidentenamt sind bislang nicht im Wahlkampf aufgetreten
AUS KINSHASA DOMINIC JOHNSON
Es sollte der Höhepunkt des Wahlkampfs vor der Stichwahl um das Präsidentenamt in der Demokratischen Republik Kongo am kommenden Sonntag sein: eine landesweit im Fernsehen übertragene Live-Debatte zwischen dem als verschlossen geltenden Amtsinhaber Joseph Kabila und seinem demagogisch auftretenden Herausforderer Jean-Pierre Bemba. Gestern hat Kongos Medienbehörde HAM das für heute Abend geplante Großereignis abgesagt. "Angesichts der diametral entgegengesetzten Positionen der beiden Parteien sieht sich die Medienbehörde außerstande, die Debatte zu organisieren", sagte HAM-Präsident Modeste Mutinga gestern auf einer Pressekonferenz in Kinshasa.
Wochenlang hatten Delegationen Kabilas und Bembas mit der Medienbehörde über das Format der TV-Debatte verhandelt, die im Wahlgesetz vorgeschrieben ist. Die 60 Millionen Kongolesen erhofften sich daraus Aufschluss über den Charakter der beiden Kontrahenten, die bisher nicht öffentlich im Wahlkampf aufgetreten sind.
Drei Modelle wurden besprochen: eine Live-Konfrontation mit Moderator, so wie in den USA; ein Nebeneinander, bei dem Kabila und Bemba hintereinander auf Journalistenfragen antworten, aber nicht aufeinander Bezug nehmen; und eine Vorab-Aufzeichnung separat abgegebener Antworten auf vorab gestellte Fragen, die dann unter unabhängiger Aufsicht zu einer Sendung zusammengeschnitten werden. Letzteres wurde von Kabila bevorzugt, "aus Sicherheitsgründen und um die Emotionen der Kandidaten im Zaum zu halten", wie Mutinga ausführte. Bemba verlangte die klassische Live-Debatte, weil sie "die intellektuellen Fähigkeiten der Kandidaten prüfen" werde. Die wochenlangen Verhandlungen scheiterten gestern.
Willy Kalengai vom privaten TV-Sender Antenne A, einer der vorgesehenen Moderatoren, äußerte sich enttäuscht. "Die Bevölkerung hat auf diese Debatte gewartet, jetzt muss die Medienbehörde der Bevölkerung ihre Entscheidung erklären", sagte er der taz. Ein Mitarbeiter der Medienbehörde schäumte nach der Pressekonferenz über das Kabila-Lager, das für die Blockade verantwortlich sei: "Die sind so doof. Für Kabila wird es sich total negativ auswirken, dass er sich weigert, direkt mit Bemba zu debattieren. Die Leute werden das als Bestätigung auffassen, dass er eine Null ist."