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12.4.2007 taz Themen des Tages 92 Zeilen, DOMINIC JOHNSON S. 2
Jean-Pierre Bemba, 46, Oppositionsführer der Demokratischen Republik Kongo, ist in ein vorläufiges Exil nach Portugal gereist. Damit zieht er die Konsequenz aus den Kämpfen in Kinshasa im März
In die Politik geriet er aus Versehen, und seinen Abschied von ihr wollte er so nicht. Jean-Pierre Bemba ist der Macht im Kongo ganz nahe gekommen - und jetzt flieht er wie ein geschlagener Hund. Nach Wochen in einer Residenz der südafrikanischen Botschaft in Kinshasa reiste er in der Nacht zu gestern unter UN-Eskorte zum Flughafen und flog mit Frau und fünf Kindern nach Portugal. Offiziell soll er ein "gebrochenes Bein" kurieren, was er schon längst getan hat. Tatsächlich ist dies der Gang ins Exil.
Anders als Kabila gehört Bemba zum alten kongolesischen Establishment. Sein Vater Jeannot Bemba Saolona war der wohl reichste Geschäftsmann unter Diktator Mobutu im früheren Zaire. Nachdem Mobutu 1997 von Kabilas Rebellen gestürzt wurde, bot der Bemba-Clan seinen versprengten Anhängern finanzielles Obdach - und als 1998 neue Rebellen gegen Kabila in den Krieg zogen, wurde der militärisch völlig unerfahrene "junge Bemba" Führer der "Kongolesischen Befreiungsbewegung" (MLC), gestützt von Uganda. Bembas MLC richtete sich in Mobutus verwaister Urwaldresidenz Gbadolite ein und gründete einen kleinen Urwaldstaat.
Als Ende 2002 alle Kriegsparteien des Kongo Frieden schlossen und eine gemeinsame Regierung bildeten, wurde Bemba der mächtigste von vier Vizepräsidenten unter Kabila - zuständig für Wirtschaft und Finanzen. Der Friedensprozess bescherte dem jungen Volkstribun, der in der Öffentlichkeit redegewandt und witzig auftritt, eine neue, zivile Karriere. Er baute seine MLC zur Massenpartei auf. Kaum jemand gab ihm eine Chance auf einen Wahlsieg 2006 - bis er im Juli hunderttausende begeisterte Bewohner Kinshasas auf die Straße brachte und schließlich Kabila in die Stichwahl zwang. Dem bedrängten Präsidenten blieb nur ein unbeholfener Mordversuch an seinem Rivalen im August. Bei der Stichwahl Ende Oktober besiegte Kabila Bemba denkbar knapp mit 58 gegen 42 Prozent.
Seitdem fürchtet Bemba um sein Leben. Auffällig oft vergleichen Kabila-Hardliner ihn mit dem Rebellenchef Jonas Savimbi im benachbarten Angola, der auch nach verlorenen Wahlen wieder in den Krieg zog und schließlich im Kampf fiel. Bemba traute sich nicht, seine Garde in der Hauptstadt aufzulösen. Er vernachlässigte den Aufbau einer zivilen Hausmacht in den Provinzen, die ihn vielleicht politisch hätte absichern können.
Als seine Garde am 22. März einen selbstmörderischen Blitzangriff auf Kinshasas Stadtzentrum startete und blutig aufgerieben wurde, saß Bemba bereits im Versteck - ohne Einfluss auf die Ereignisse. Kongos politische Entwicklung wird nun ohne ihn stattfinden.
DOMINIC JOHNSON