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Im Gegensatz zu dem, was in der kongolesischen Presse mit Nachdruck geschrieben wird, fand die Reise von Präs. J. Kabila nach Washington, die vom Lobbyisten Herman Cohen - schon unter Vertrag bei Mobutu, dann bei Kabila sen. - arrangiert war, nicht auf Einladung des amerikanischen Kongresses statt. Eingeladen wurde der kongolesische Staatschef durch die Gruppe "Breakfast Prayer", deren Mitglieder sich aus den protestantisch-anglikanischen Mitgliedern des Senats und des Abgeordnetenhauses rekrutieren. Wie aus dem Namen zu erkennen ist, lädt die Gruppe "Breakfast Prayer" Staatspräsidenten und einflußreiche Persönlichkeiten aus dem Ausland einmal im Jahr zu einem "Gebetsfrühstück" ein.
Die Gruppe "Brakfast Prayer" trat zum ersten Mal in Zentralafrika kurz nach dem Fall der "Berliner Mauer" in Erscheinung. In der Tat: Das Ende des Kalten Krieges hatte es dem Islam - der während der gespannten "Ost-West-Beziehungen" gegen "kommunistische Versuchungen" immun geblieben war und sich auf die Seite der westlichen Demokratien gestellt hatte -, ermöglicht, eine neue Dynamik zu entwickeln, auf die man nicht vorbereitet war und gegen die man noch keine geeignete Strategie elaboriert hatte. Den Fahnenträger dieses militanten Islams stellte in diesem Teil Afrikas das Regime von Khartum (Sudan) dar, das von den USA zum Feind erklärt wurde und bekämpft werden sollte.
An dieser Stelle ist an die doppelte Tragik zu erinnern, mit der Zentralafrika zu dieser Zeit konfrontiert war. Zum einen kamen die "Konflikte um die Nachfolgeordnungen der alten Königreiche im Kongobecken" (Ruanda, Burundi und Uganda) an den Tag, genau an der Schnittstelle zwischen der islamisch-arabischen Welt und dem Teil Afrikas, der sich seit der Kolonisierung unter christlichem Einfluß befand. Zum anderen verliefen die Linien, die das protestantisch-anglophone Afrika und das römisch-katholische frankophone Afrika trennen an der westlichen Grenze Ugandas.
Es wäre viel zu einfach, um hier mit H. Strizek zu sprechen, wenn man versuchen würde, "die innerchristlichen oder auch die Gegensätze zwischen dem anglophonen und frankophonen Afrika als ursächlich für die genannte Tragik anzusehen". Aber man muß zugeben, daß sie aufgrund der fehlenden "Kommunikationsstränge für die Verständigung über eine sinnvolle gemeinsame Politik gegenüber Khartum" eine indirekte Rolle gespielt hatten.
Einige Beobachter stellen fest, daß eine völlige Übereinstimmung fehlte zwischen "dem stark von der protestantischen "Breakfast Prayer"-Gruppe beeinflussten Washington und dem in kirchlichen Fragen eher neutralen Paris der Ära Mitterand" über die vom ebenfalls dem Einfluß der "Breakfast-Prayer"-Gruppe zugänglichen Museveni vorgeschlagene Strategie zur Definierung einer "neuen Ordnung" in Zentralafrika.
Aus der Rolle der "Breakfast Prayer"-Gruppe, vertreten von dem damaligen US-Botschafter in Ruanda (Rawson), beim Zustandekommen des Abkommens von Arusha (Tansania) zwischen Präs. Habyarimana (Ruanda) und der ruandischen Patriotischen Front (FPR) läßt sich folgendes sagen: Die an Afrika interessierten protestantischen Kreise in den USA unterstützten Museveni in seinen Bemühungen um die Ausweitung seines Einflusses in das frankophone Afrika. Paul Kagame, ex-Geheimdienstchef Musevenis, sollte die "Pionierarbeit" in Ruanda leisten. Dies veranlaßt den oben zitierten Autor zu der Aussage, daß die Gruppe "Breakfast Prayer" und ihre Verbündeten die Machtteilung favorisierten. Dies erklärt auch im Nachhinein ihre Anwesenheit von Anfang an bei den Gesprächen, die zum Arusha-Abkommen führten. Andere Quellen sprechen von der Rolle dieser Gruppe bei der Suche nach Mobutus Nachfolger. War Laurent-Désiré Kabila nicht mit Hilfe von Museveni und Kagame an die Führung der später aufgelösten AFDL gelangt, die den Sturz Mobutus herbeigeführt hat?
Das Treffen zwischen Präs. Mobutu und seinem Kollegen Museveni in Bad Kreuznach (BRD), organisiert durch die "Vereinigung zur Förderung der Völkerverständigung" am 29. Und 30. Mai 1995, geht auf die Initiative der deutschen Sektion der amerikanischen protestantisch-anglikanischen Gruppe "Breakfast Prayer" zurück.
Es könnte die Frage gestellt werden, weshalb die "Breakfast Prayers" den neudesignierten kongolesischen Staatspräsidenten nach Washington eingeladen hat. Ohne ein Werturteil abgeben zu wollen, ist es unser Ziel, ausgehend von einem retrospektiven Blick auf die Rolle dieser Gruppe bei der Neuverteilung der Karten in Zentralafrika nach dem Kalten Krieg, zu untersuchen, ob ein Zusammenhang zwischen der Präsenz J. Kabilas in Washington und der Anwesenheit Paul Kagames zur gleichen Zeit in der amerikanischen Hauptstadt besteht - wohlgemerkt: Paul Kagame ist der Staatspräsident eines der Staaten, die einen Großteil der DRKongo illegal besetzt halten, ihre natürlichen Ressourcen plündern und deren Bevölkerung unterdrücken, wenn nicht ermorden. Hinzuzufügen ist, daß sich die Präsidenten Kagame und Kabila nach dem "Gebetsfrühstück" zum Gedankenaustausch getroffen haben.
Das, was verwundert, ist der Medienrummel um die erste Reise (Paris, Washington, New York und Brüssel) des kongolesischen Staatspräsidenten ins Ausland. Und dies, obwohl sein Machtantritt kontroverser als der seines ermordeten Vaters L.-D. Kabila ist. An dieser Stelle ist daran zu erinnern, daß der ermordete Staatspräsident als "Befreier" und "Retter" in Kinshasa im Mai 1997 gefeiert wurde. Dennoch genoß er während seiner raren Besuche im Westen nicht solche Aufmerksamkeit wie sein Sohn, Aufmerksamkeit, die an das erinnert, was die westlichen Medien "Gorbimanie" in Bezug auf den letzten ersten Sekretär der KPdSU, M. Gorbatshow, nannten, der im Westen bejubelt wurde, während seine Popularität im eigenen Land sank.
Das bisherige Geschehen - die Ernennung zum Staatspräsidenten - ist reine Formalität. Denn: Zum Staatspräsident proklamiert zu werden ist eine Sache, aber dem Streben des Volkes nach Frieden, Freiheit und Demokratie zu entsprechen ist die andere...
Ist die Absage des mit Überstürzung angekündigten Treffens zwischen dem kongolesischen Staatschef und dem Führer der FONUS (einer unbewaffneten Oppositionspartei in Kinshasa) die Antwort der "Hardliner" auf diejenigen, die gedacht hatten, daß sie mit der Ermordung Kabilas die Macht verloren hätten? Man wird nie müde, den Prinzen, die uns ohne Volksmandat regieren, zu sagen, daß die Macht die Emanation vom Volk ist, das zur gegebenen Zeit nicht davor Halt machen wird, diejenigen, die seinen Interessen nicht Rechnung tragen wollen, im Museum der schlechten Erinnerung der Geschichte abzustellen. Mit anderen Worten: Das, was die Macht begründet, sind nicht die Kolumnen der Presse im Ausland - geschweige denn die Schmeichelei seitens der ausländischen Medien, sondern das Volk, dessen höhere Interessen die Sorge derjenigen darstellen sollen, die das Regieren als Beruf gewählt haben.
Berlin, den 19.02.2001