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Am 12.2.2001 wurde von Präs. J. Kabila per Dekret eine "internationale" Kommission zur Ermittlung der Umstände und der Anstifter der Ermordung seines Vorgängers, Laurent-Désiré Kabila, ernannt. Unter der doppelten Leitung des kongolesischen Generalstaatsanwaltes und eines Vertreters der SADC bestand diese Kommission aus 9 kongolesischen, 4 angolanischen, 4 simbabwischen und 4 namibischen Mitgliedern, deren Identitäten nicht bekannt gegeben wurden.
Am letzten Mittwoch, den 23.5.2001, gab der kongolesische Kommissionsleiter während einer Pressekonferenz in Kinshasa die Ergebnisse der Untersuchung bekannt, wobei hinzuzufügen ist, daß es sich hier um einen "administrativen" Bericht handelt. Die juristische Bearbeitung der Ermordung von Präs. L.-D. Kabila ist noch nicht abgeschlossen, so heißt es weiter in der Erklärung des kongolesischen Generalstaatsanwaltes.
Der Bericht der "internationalen" Kommission war so oberflächlich, daß die Presse in Kinshasa, der belgischen Tageszeitung "Le Soir" (25.05.01) zufolge, veranlaßt wurde, die Frage zu stellen, wozu eine Pressekonferenz einberufen wird, wenn man nur belanglose Teilinformationen zu vermitteln hat.
Mit Fragen bestürmt, hatte der Generalstaatsanwalt Schwierigkeiten, so die Beurteilung der Anwesenden, seine Notlage zu kaschieren. Mit anderen Worten: er hat nur das gesagt, was die Vertreter der Alliierten der Regierung in Kinshasa - sprich aus Angola, Simbabwe und Namibia - in Bezug auf die Ermordung L.-D. Kabilas bekannt geben wollten. Das heißt, er hatte, wie die Presse weiter berichtet, nichts Neues in Erfahrung gebracht. Die Gründe für diese Verschwiegenheit werden wir aus politischen Gründen vielleicht nie erfahren. Gab es nicht in der Vergangenheit vergleichbare politische Morde, die bis zum heutigen Tag ungeklärt geblieben sind?
Die offenen Fragen beziehen sich vor allem auf den genauen Zeitpunkt des Todes L.-D. Kabilas und die Identität der 104 (von 155) verhörten Personen, die immer noch in Haft sind. Der kongolesische Generalstaatsanwalt berief sich auf das Ermittlungsgeheimnis und die Unschuldsvermutung gegenüber den Verdächtigten bis zu ihrer Verurteilung. Erstaunlicherweise aber wurden Bizima Karaha, Adolphe Onusumba, Joseph Mundumbi und viele andere (alle Mitglieder der RCD-Goma) namentlich genannt.
Über die Mordwaffe, die zum Arsenal der Präsidialgarde zählt und nicht gefunden wurde, weiß man nur, daß sie belgischer Fabrikation sei. Dies hat nach Ansicht des kongolesischen Generalstaatsanwalts keine besondere Bedeutung. In Bezug auf den Mörder wurde nur das wiederholt, was schon bekannt ist: Rashidi Minzele soll derjenige sein, der die Schüsse abgefeuert hat. Zur Erinnerung: Rashidi Minzele soll sofort nach der Tat erschossen worden sein. Sein Mörder soll Oberst Kapend, der z.Zt. in Haft befindliche ehemalige Adjudant L.-D. Kabilas, sein. Um mit der Menschenrechtsorganisation "JED" (Journalistes en Danger) zu sprechen, drängt sich die Frage auf, wo die Mordwaffe geblieben ist.
Auf die Frage nach dem Zeitpunkt des Eintritts des klinischen Todes L.-D. Kabilas hält die Kommission an den seinerzeit durch die Regierung abgegebenen Erklärungen fest: Der kongolesische Präsident erlag nach langen intensiven Behandlungen am Donnerstag den 18.02.2001 seinen schweren Verletzungen. Zu fragen ist, ob ein Mensch, der aus nächster Nähe einen Kopfsteckschuß sowie einen Herz- und Magendurchschuß erlitt, unter Berücksichtigung des Zustandes der Medizin in Kinshasa und in Harare 2 Tage lang am Leben gehalten werden kann. Die oben genannte belgische Tageszeitung spricht von "einem hochbrisanten politischen Thema" bezüglich des Zeitpunktes des Todes.
Obwohl die Kommission nicht in der Lage war, alle gestellten Fragen zufriedenstellend zu beantworten, zeigte sie sich sehr gesprächig in Bezug auf die Anstifter des Mordes und den modus operandi der Verschwörer. So wurden Uganda, Ruanda und die RCD-Goma als Anstifter der Ermordung L.-D. Kabilas identifiziert - wohlgemerkt: es handelt sich hierbei um die politischen und Kriegsgegner Kinshasas. Hinzu kommen die Libanesen, die nach der Bekanntgabe der Ermordung Kabilas hingerichtet wurden, um ihre Mittäterschaft zu verwischen. Aber die Namen derjenigen, die diese infame Hinrichtung bestellt hatten, bleiben ungenannt.
Fragen über Fragen... In Anbetracht des Vorhergehenden kann man mit Recht davon sprechen, daß der Berg gekreist und eine Maus geboren hat. Der Bericht der "internationalen" Kommission zur Aufklärung der Ermordung L.-D. Kabilas hat sich als eine mangelhafte Ausführung erwiesen. Dies hat einige Beobachter in Kinshasa zu der Aussage veranlaßt, daß die Kommission enttäuscht hat. Der Grund für ihre Verhaltensweise könnte in der Tatsache liegen, daß sich die DRKongo immer noch unter dem Imperium der Alliierten (fremde Truppen) befindet. Die der Regierung nahestehende kongolesische Tageszeitung "Demain le Congo" (25.5.2001) spricht in diesem Zusammenhang von einer "Realität", die zugleich "qualvoll" und "empörend" für das kongolesische Volk ist: Einige externe Kräfte, sprich die Alliierten der Regierung in Kinshasa, sind der Ansicht, daß sie das letzte Wort in jeglicher Entscheidung betreffend die Entwicklung und die Emanzipation der DRKongo aufgrund ihres "unwiderstehlichen Diktats" haben.
Möge der Wunsch des kongolesischen Volkes, daß die politischen Erwägungen die Geschichte nicht verfälschen, nicht ungehört verhallen.
Berlin, den 28.05.2001