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Dieser Text wurde uns von unserem Freund, dem kongolesischen Poeten Muepu Muamba, zur Verfügung gestellt.
Diejenigen, die in den Sternen lesen können, sagen schon seit einigen Jahre voraus, dass Afrika keine Zukunft habe, dass es sich von der Erde lösen und sich im Weltraum verlieren werde, dass es verloren sei und niemand es retten könne. Nach ihren letzten Voraussagen versprechen die Sterne nichts Gutes für diesen Kontinent. Seine Zukunft sei so dunkel wie die Wohnstätte Luzifers.
Es ist wahr, dass auf dieser Seite des Ozeans alle Voraussagen mit der Hand auf der Bibel gemacht werden. Also, die Wetten auf die Art unseres Verschwindens sind offen. Es ist nur eine Frage von wenigen Jahren. Naturkatastrophen, die "Stammeskriege", der afrikanische Weltkrieg im Kongo, Aids, die tödliche Krankheit, die viele Millionen Afrikaner töten wird - alles ist bereits vorhanden, um das Drehbuch zu realisieren.
Die Beziehungen zwischen Afrika und der westlichen Welt sind seit jeher ein Poker der Lügner gewesen, eine Art Versteckspiel verlogener Worte.
Die neue afrikanische Elite, hervorgegangen aus der Kolonisation, widerspricht keineswegs den Prophezeiungen der Hellseher. Im Gegenteil, diese Elite bestätigt sie durch ihr Handeln. Die moderne afrikanische Elite ist eben nicht pro-afrikanisch. Sie steht noch nicht einmal zu sich selbst.
Sie steht zu nichts, wäre man versucht zu sagen. Aber nein sie steht doch zu etwas: zum Geld und zur Macht. Aber könnte sie denn anders sein nach der kolonialistischen Politik der verbrannten Erde? Ich behaupte: nein.
Der Kolonialismus hat versucht, durch Korruption oder Mord eine absolute Gleichschaltung durchzusetzen, jedes eigenständige Denken zu enthaupten. Das war nicht neu in der Geschichte. Jede imperiale Macht ist so vorgegangen. Das Fatale für Afrika ist, dass die neuen afrikanischen Machthaber sich diese blutigen Strategien zu eigen gemacht haben. Das öffentliche Denken ist immer noch verboten.
Auch wir Afrikaner haben gelernt, schöne Reden über die Menschlichkeit zu halten und uns wie Bestien zu benehmen, über die Freiheit zu philosophieren und als Kommentar die Grausamkeit hinzuzufügen.
So ist es nicht verwunderlich, dass man diesseits des Meeres von den Ereignissen in Afrika in einer Weise berichtet, die die Unterlegenheit der Afrikaner bestätigen soll. Aber die gläufigste Strategie ist das Ignorieren, das Verschweigen. Etwas, über das nicht geredet wird, existiert nicht. In diesem Sinne existiert also der afrikanische Kontinent nicht.
Sein Gewicht in der Berichterstattung, in den Medien, tendiert - normalerweise - gegen Null. Unsere Stimme ist übertönt vom Getöse derer, die keinen Hunger haben und gleichzeitig die Medien beherrschen. Seit jeher sind es nicht Recht und Ethik, die die Welt bestimmen, sondern die Macht.
Nehmen wir nur die Kriege in Zentralafrika. Totaler Black out. Die ganze Welt ist sich einig darüber, dass die Kriege als "Stammeskriege" zu definieren sind. Man hat den Mantel des Schweigens über ihre weit zurückliegenden Ursachen ausgebreitet. Die neue herrschende Elite Afrikas benutzt das bereits vorgedachte und häufig auch den Revolver. So haben wir eine sehr afrikanische "internationale Gemeinschaft" mit ihren Gewehren und ihren Panzern. Auch sie bestimmt, in gewisser Weise, über alles, was in Afrika geschieht.
Wir Afrikaner haben uns gut angepasst an die Hierarchie der Gewalt. Sie bestimmt unseren Alltag, unsere Beziehungen zur Macht. Die Mehrheit der neuen afrikanischen Eliten ist weder anständig noch loyal gegenüber ihrer Bevölkerung. Sie ist an ihrem Los vollkommen desinteressiert.
Im Gegensatz zur alten traditionellen Elite Afrikas hält sich die moderne Elite nicht an ihr Wort. Der theoretische Diskurs und das praktische Handeln klaffen weit auseinander: Sie verhalten sich zueinander wie Todfeinde. Die Elite kultiviert das Verhalten eines Chamäleons. Sie hat sogar gelernt, die Hoffnungen der Menschen zu betrügen.
Muepu Muamba
Frankfurt, im Januar 2002