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Dieser Text wurde uns von unserem Freund, dem kongolesischen Poeten Muepu Muamba, zur Verfügung gestellt.
Am 14.10.2001 wurde der interkongolesische Dialog in der Hauptstadt Äthiopiens eröffnet. Ein Versuch mehr, den Krieg der Diebe, der in der DRKongo seit Jahren tobt, zu beenden. Nach so vielen zuvor gescheiterten Rendezvous, nach Gaborone, der Hauptstadt Botswanas, haben viele gehofft, daß es bei diesem Mal einen Erfolg geben würde. Aber niemand hatte mit der Doppelzüngigkeit der Bandenchefs gerechnet. Von Addis-Abeba: nichts Neues. Mißerfolg. Es war vorhersehbar. Das kongolesische Volk hatte schon damit gerechnet. Es dauert mehr als 40 Jahre, lange und schmerzhafte Jahre, voll Blut und Tränen.
Das Scheitern des Treffens von Addis-Abeba, am 14.10.2001, geht, so scheint es, auf fehlendes Geld zurück. Was für eine nette Ausrede für die Protagonisten des Dramas in der DRKongo. Nicht alle konnten sich auf den Weg nach Äthiopien machen. Es gab nicht genug Geld in der Kasse. Daher die Kontroversen zwischen der kongolesischen Regierung und der Opposition: Die einen gaben vor, daß das Treffen von Addis-Abeba wieder nur ein Vorgespräch war, für die anderen war es schon der tatsächliche interkongolesische Dialog. Alles hat sich auf diesem Niveau der Mittelmäßigkeit abgespielt.
Geldmangel? Sehr erstaunlich für ein Land, das von allen Seiten munter geplündert wird. Und diese famose internationale Gemeinschaft, die, wenn nötig, genug Geld für den Krieg findet und an einem Tag Milliarden vom Himmel wirft, um einige in den Wüsten verlorene Ameisen zu verjagen. Einige wenige Millionen zu sammeln, um den Frieden in Zentralafrika zu erzwingen - ist es wirklich außerhalb ihrer Möglichkeiten?
Wenig überzeugend, das Argument. Die wirklichen Gründe liegen anderswo. Gleichgültigkeiten zuerst. Und vor allem geht es viel mehr um die Machtteilung und um die sich daraus ergebenden Pfründe. In der Tat drängeln sich viele, um die wenigen Pöstchen zu besetzen. Sogar die Mobutisten und ihre ausländischen Mentoren. Täuschen Sie sich nicht. Es legt mir fern, den Mobutisten die kongolesische Staatsangehörigkeit abzustreiten. Im Gegenteil. Aber was haben sie, diese Menschen voller Qualität, uns aufs neue vorzuschlagen? Diese Kengo und andere Kamanda? Wir haben das Resultat ihres Regierens vor Augen. Viele werden mir entgegenhalten, daß die Kabila-Bande in 3 oder 4 Jahren schlimmeres begangen hat. Gewiß. Aber darf das vorherige Regime so billig davon kommen? Außerdem: was haben die kabilistischen Schakale vorgefunden? Einen in fortgeschrittener Verwesung befindlichen Kadaver, dem sie die Knochen gelöst haben, um die Eingeweide zu verschlingen.
Offen gestanden: für alle die Kongo lieben, und für die, die Kongo vom Ausland aus unterstützen: dem Schicksal des kongolesischen Volkes wird in Bezug auf das Rentabilitäts-Kalkül nicht Rechnung getragen. Uran und Coltan, das versteht sich von selbst, produzieren den Mehrwert. Was bedeuten also einige Millionen Tote im Vergleich dazu?
In dieser Region Afrikas konzentriert sich seit mehreren Jahrzehnten eine beträchtliche Zahl von Filous der ganzen Welt, offizielle und offiziöse. Das Zerstückeln und die Runde der Geier sind also nichts Neues. Diese Herren mit gutem Benehmen haben als Prinzip nur ihre Portemonnaies.
Die Völker haben gewiss ein sehr kurzes Gedächtnis, aber es sind immer die Eliten, die im Schlamm wühlen. So durch eine unbeständige, sinnentleerte und käufliche Elite an der Nase herumgeführt, ist es nicht erstaunlich, daß das kongolesische Volk im Namen der Versöhnung die Mobutisten heiß umarmt. Aber kann man Verbrechen amnestieren, zu denen sich die Täter nicht bekannt haben, oder sich mit Menschen versöhnen, die niemals um Entschuldigung gebeten haben? Dies ist die erste prinzipielle Frage.
Die echte Armut liegt schließlich in unseren durch Lügen und permanenten falschen Glauben vernebelten Köpfen. Von allen Seiten wird von uns die billige Versöhnung verlangt, die einer Art von Einmütigkeit mit den Hochstaplern gleichkommt. Zweifel und Hoffnung, dies ist alles, was uns in dieser zugrunde gerichteten Region der Großen Seen bleibt. Auf die Dauer gibt es keinen heilsamen Zweifel ohne Hoffnung sowie keine klare Hoffnung ohne Zweifel.
Muepu Muamba