archiv.kongo-kinshasa.de ist eine Informationssite über die Demokratische Republik Kongo: Neben Seiten über das Land im allgemeinen und ein paar Fotos gibt es auch aktuelle Nachrichten und eine umfangreiche Sammlung von Dokumenten aus unterschiedlichen Quellen.
Das Land
Aktuelle Infos
Service
Wir bedanken uns bei Jean-Baptiste Ndeke für die Erlaubnis zur Veröffentlichung des folgenden Textes.
Am 26. Februar 1885, vor 120 Jahren, ging die von dem deutschen Kanzler, Otto von Bismarck, in Berlin einberufene Konferenz zu Ende. Eine Konferenz, die zum Thema hatte: Schwarz Afrika zwischen den USA und 13 anderen europäischen Ländern aufzuteilen. Fast 3 Monate (November 1884 - Februar 1885) lang hatten sich diese ehemaligen Großmächte daran gemacht, den letzten Kontinent, der noch nicht unter der offiziellen Kontrolle der westlichen Zivilisation stand, gemäß ihren Interessen buchstäblich zu zersplittern.
Bei der Aufteilung blieb der Großteil des Zentralbeckens unberücksichtigt. Da er keinerlei wirtschaftliches (!) Interesse darstellte, fand er keinen interessierten Abnehmer; oder er war, wie man uns gesagt hat, dem belgischen König, Leopold II. überlassen worden, weil der davor, dank seiner persönlichen Schatulle, die Kolonisierungsarbeit einiger Glücksritter unterstützt hatte. Der König, der besser als die anderen um den Wert, im ökonomischen Sinne, dieses "vernachlässigten" [1] Gebietes wusste, machte es sofort zu seinem privaten Eigentum unter dem Namen "Kongo-Freistaat". Nun wird er sich daran machen, es mit allen Mitteln im wahrsten Sinne des Wortes auszuplündern. Erst nach seinem Tod wurde Belgien dieses private Eigentum vermacht.
Was wäre aus diesem, im ökonomischen Sinne, "unattraktiven" Gebiet geworden, falls die anderen Großmächte der Epoche über die Bodenschätze informiert gewesen wären, über die es verfügte (verfügen könnte)? Vielleicht - oder ohne jeden Zweifel - hätten sie sich auf die jetzige Demokratische Republik Kongo (DR Kongo) gestützt, um sie in 36 Teile zu zersplittern. Es gäbe vielleicht (gewiss) nicht dieses einzige Land in seiner heutigen Konfiguration, sondern mehrere. Man beobachtet immer noch, in welchem Maß es, ausnahmslos, ausländischen Staaten missfällt, dass die DR Kongo ein einig gebliebenes, stabiles und souveränes Land ist. Nach jedem bekannt werden einer neuen Entdeckung von Mineralvorkommen oder Energiereserven, versuchen Berater jeglicher Couleur, in Kontakt zu Kongolesen zu treten, die eine gewisse Verantwortung tragen. Sie ziehen die Fäden regionaler, ethnischer und anderer Karten und hoffen darauf, die Kongolesen gegeneinander auszuspielen, und das Interesse von dem, was sie inzwischen plündern, abzulenken. Es gelingt ihnen manchmal, aber die Geschichte lehrt uns, dass ihr Erfolg immer nur von kurzer Dauer ist. Es gibt wohl, in der kongolesischen Gesellschaft, eigensüchtige Menschen, die nur an ihre egoistischen Interessen denken, aber es gibt auch und vor allem andere, die sich gegenüber dem Gemeinwohl und dem Gemeininteresse klar, altruistisch und sorgenvoll verhalten.
Bei der Aufteilung Afrikas hatte sich, zum Beispiel, der deutsche Kanzler, Otto von Bismarck, persönlich dafür engagiert, dass die Franzosen das "Grand-Bassam" (das heutige Côte d'Ivoire) und das ganze westafrikanische Küstengebiet erhalten, in der Hoffnung, dass die Franzosen, als Gegenleistung, den Elsas verlassen würden. Aber nein. Die Franzosen hatten sich sowohl das "Grand-Bassam" als auch den Elsas angeeignet.
Wir, Kongolese oder Afrikaner, sollen uns immer der Tatsache bewusst sein, dass unsere eigenen Interessen mit denen anderer Völker nicht immer übereinstimmen. Indem wir das Gift der Aufspaltung und alles, was uns von innen zerstören könnte, beseitigen, werden wir der, den Interessen der Reichen entsprechend zugeschnittenen, Globalisierung Paroli bieten. Es ist unsere Aufgabe, 120 Jahre nach der Zersplitterung Afrikas, für die Integrität des Kontinents, für den Frieden und den Wohlstand zu arbeiten. Die innere Uneinigkeit muss mit allen Mitteln bekämpft werden. Denn: Unsere Feinde platzieren ihre Verführungswaffe in die durch die Aufspaltung verursachten Risse, um alles zu stören. Mögen uns die guten Beispiele anlässlich dieses Jahrestages anleiten.
Frankfurt a. Main, den 26. Februar 2005
Jean-Baptiste Ndeke
[1] Einige Historiker sind der Meinung, dass der König selbst nicht genau über das Ausmaß des Reichtums dieses " Stückchens " informiert war, das ihm die anderen überlassen hatten, und der Beweis dafür sei die Priorität der Kautschuksausbeutung, die er, zum Schaden der Landwirtschaft, setzt. Meine Ansicht aber ist: Wer sagt, dass unter "Reichtum" nur der Mineralreichtum, und nicht der Naturreichtum, zu verstehen ist? Ich bin der Meinung, dass Leopold II. schon zu dieser Zeit wusste, dass sein Eigentum sehr reich ist, obwohl er nie dort gewesen war.