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Joseph Kabila: 58,05 % (9.436.869 Stimmen), Jean-Pierre Bemba: 41,95 % (6.819.822 Stimmen). So lautet das vorläufige Ergebnis der Präsidentschaftswahl in der DR Kongo. Vorläufiges Ergebnis, das noch durch den Obersten Gerichtshof bestätigen werden muss.
Damit hat das kongolesische Wahlvolk den Staatspräsidenten gewählt, der für die nächsten 5 Jahre am Ruder des Staates stehen wird. Er heißt Joseph Kabila und ist der amtierende Staatschef.
Die beim ersten Wahlgang festgestellte geographische Spaltung zwischen dem Ost- und Westteil ( Swahiliphonen vs. Lingalaphonen) hat sich auch jetzt wieder bestätigt. Allerdings hat J. Kabila diesmal in Kinshasa und in Bandundu aufgrund der Allianz mit dem Patriarchen Gizenga seinen Stimmenanteil etwas steigern können. Außerdem hat er in einigen Wahlkreisen der Provinz Orientale, wo sowohl Lingala als auch Swahili gesprochen werden, mehr Stimmen als Bemba bekommen. Damit zeigt sich klar, dass die Wahlergebnisse nicht von der jeweiligen Sprache, sondern von der politischen Einstellung der Wähler abhängt.
Während im Ostteil des Landes, wo der scheidende Präsident, Joseph Kabila, die meisten Stimmen erhielt, das Wahlergebnis laut jubelnd gefeiert wird, bleibt die Bevölkerung in dem westlichen Teil und in der zentralliegenden Hochburg seines Herausforderers, Jean-Pierre Bemba, ruhig und zeigt keine besonderen Gefühle.
Ist das die berühmte Ruhe vor dem Sturm? "Wait and see", sagen die Angelsachsen...
Würde das amerikanische Wahlsystem, "The winner takes it all" in der DR Kongo gelten, wäre Jean-Pierre Bemba der Sieger, da er 6 der 11 Provinzen gewonnen hat...
Die bisher unbeantwortete Frage ist, ob der untergelegene Präsidentschaftskandidat, Jean-Pierre Bemba, das Wahlergebnis anerkennen wird. Diese Frage drängt sich umso mehr auf, da das Lager Jean-Pierre Bembas, am letzten Dienstag, die Wahl in Frage gestellt und Betrugsvorwürfe erhoben hat. Die von Jean-Pierre Bemba geleitete "Union für die Nation" erklärte ihn zum Wahlsieger mit 52 % der Stimmen.
Der Primat der kongolesischen katholischen Kirche, Ferdinand Kardinal Etsou, sprach in einem Interview mit dem französischen Sender RFI von Wahlergebnissen, die mit den abgegebenen Stimmen nicht konform seien.
Darauf hin bedauerte der Präsident der "Unabhängigen Wahlkommission" die Erklärung des Kardinals Etsou, die er als unangebracht bezeichnete, und kritisierte diejenigen, die ohne Berechtigung Bemba als Wahlsieger erklärt hatten.
In einer Radio- und Fernsehansprache hat Joseph Kabila nach der Bekanntgabe des Wahlergebnisses das kongolesische Volk zu Versöhnung und Wiederaufbau des Landes aufgerufen. Denn: Die DR Kongo liegt nach jahrelangem Krieg brach. Man spricht in diesem Zusammenhang von über 4 Millionen Toten und fast vollständiger Zerstörung der wirtschaftlichen und sozialen Infrastruktur.
Jean-Pierre Bemba wäre gut beraten, wenn er die Führungsposition in einer konstruktiven Opposition wahrnähme, mit dem Ziel des Wiederaufbaus des Landes und der Hoffnung auf eine erfolgreiche Kandidatur in 5 Jahren. Die DR Kongo braucht jetzt dringend alle ihre Kinder, die unabhängig von ihrer politischen Position ihren Beitrag zum Wiederaufbau des Landes leisten.
Berlin, den 15. November 2006