archiv.kongo-kinshasa.de ist eine Informationssite über die Demokratische Republik Kongo: Neben Seiten über das Land im allgemeinen und ein paar Fotos gibt es auch aktuelle Nachrichten und eine umfangreiche Sammlung von Dokumenten aus unterschiedlichen Quellen.
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Samstag, den 16. Juni 2007, Potsdamer Platz, Kino Arsenal: Hier findet heute die Premiere des Dokumentarfilms "Sleeping Monsters" (Homepage: http://www.schlafendemonster.de/) statt. Alle Eingeladenen sind da. Unser erster Eindruck: Es handelt sich hier um ein Publikum, das sich für die Entwicklung, die allgemeine Entwicklung, im Osten der DR Kongo interessiert.
Der Film, der 2005 gedreht wurde, handelt von dem kanadischen Demobilisierungsoffizier Eric Besner, der zuständig für die Sensibilisierung der noch im Osten der DR Kongo agierenden Hutu-Milizionäre für eine Rückkehr nach Ruanda ist.
Nach einer kurzen Einführung über den Hintergrund der Probleme im Osten Kongos, nämlich den Genozid von 1994 in Ruanda, in dessen Folge Tausende ruandische Hutu über die Grenze flohen, wurde als erster der ruandische Musiker, Bernard Kalume, der jetzt als Dolmetscher für die Monuc arbeitet, befragt. Seine Ehefrau war vor seinen Augen und denen der Kinder kaltblütig von Hutus ermordet worden. Einige Tage später kamen die gleichen Mörder zurück, mit der Absicht, auch ihn zu ermorden. Sein Weiterleben verdankt er einigen Hutus, die ihn als Musiker kannten und schätzten.
Szenenwechsel: Das Wort hat der pakistanische General Shujaat, der unter Benutzung einer "diplomatischen" Sprache die miserable Lage im kongolesischen Teil der Region der Großen Seen beschreibt. Ihm zufolge scheint die zu beobachtende unsichere Lage gewollt, um die illegale Ausbeutung der Naturressourcen der DRKongo fortsetzen zu können. Denn, Stabilität steht diesen Absichten entgegen.
In seinem Büro sitzend, wird der Hauptakteur, ein Mitarbeiter der Struktur DDRRR (Entwaffnung, Demobilisierung, Repatriierung, Reintegration und Wiederansiedlung) der Monuc gezeigt. Er bereitet eine Reise in die Umgebung von Bukavu vor, mit dem Ziel, Milizionäre zu treffen und für einer freiwillige Rückkehr nach Ruanda und in das zivile Leben zu werben. Begleitet wird er von Soldaten der Monuc und dem Dolmetscher. Eine beinahe unlösbare Aufgabe, da die Milizionäre weiterhin die Rache der jetzigen Tutsi-Herrscher in Ruanda fürchten.
Später trifft er den Präsidenten der FDLR, Ignace Murvanashyaka. Letzterer bezieht sich auf die Gespräche, die in Rom unter Vermittlung der Gemeinschaft St. Egidio stattgefunden haben und lehnt eine Entwaffnung seiner Truppen ab, solange keine politische Lösung seitens Kigali zu erwarten ist. Für ihn ist es jedem Hutu freigestellt, nach Ruanda zurückzukehren. Besner widersprach und nannte Beispiele, in denen Hutus die rückkehrwillig waren, bedroht oder sogar ermordet wurden.
Es zeigte sich auch eine Meinungsverschiedenheit innerhalb der FDLR. Ein General plädierte für die Rückkehr nach Ruanda. Für ihn ist eine politische Lösung nur im Land und ohne Waffen möglich..
Gezeigt wurde auch der kongolesische Priester, Abbé Masumbuku, der hoffnungs- und hilflos keine andere Möglichkeit hat, als die Massaker an der Zivilbevölkerung in Fotoserien zu dokumentieren.
Auch die von der kongolesischen Armee gespielte Rolle ist betrüblich. Anstatt für die freiwillige Rückkehr zu arbeiten, versucht sie, laut Captain Chico, die Hutu-Milizionäre mit Gewalt zurückzudrängen. So eskaliert die Gewalt weiter.
Im Bezug auf den Genozid in Ruanda von 1994 gibt es zwei "Wahrheiten", die des jetzigen Regimes in Kigali und die der Hutu-Milizionäre in der DR Kongo.
Am Ende des Filmes sah man den pakistanischen General Shujaat und Eric Besner kurz vor Ablauf ihrer Mission im Gespräch. Beide machten einen enttäuschten Eindruck und versicherten, keinen Tag länger bleiben zu wollen.
Bei einem kurzen Gespräch nach der Filmvorführung fragten wir Marion Glaser, Assitent Director & Production Manager, was sie auf die Idee zu diesem Film gebracht hat. Einer ihrer Freunde, antwortete sie, der bei der UNO arbeitet, hatte ihr immer wieder von der Möglichkeit der freiwilligen Entwaffnung von Milizen berichtet. Da dieser Freund in Kinshasa bei der Monuc arbeitete, konnte er ihr den Kontakt zu Eric Besner vermitteln. Auf die Bemerkung, dass sich die Situation auch heute, 2 Jahre nach den Dreharbeiten zu dem Film, nicht verbessert hat, sprach sie von den Wahlen, die im letzten Jahr stattgefunden haben.
Für uns sind die Wahlen aber nicht die Lösung der Probleme, sondern höchstens eine Etappe auf dem Weg. 2 Jahre nach den Dreharbeiten fand vor kurzem im selben Gebiet (Walungu/Kaniola) wieder ein Massaker an der Zivilbevölkerung statt. Verdächtigt werden erneut ruandische Hutu-Milizionäre.
Der Film wird im kommenden Herbst in deutscher Sprache auf Arte zu sehen sein. Ein genaues Datum steht noch nicht fest. Unsere Empfehlung: anschauen!
Berlin, den 17.06.2007