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Vor mehr als 3 Wochen wurde das kongolesische Volk, innerhalb von einigen Stunden, zwei mal aufgefordert, die "Vergangenheit zu vergessen und sich auf die Zukunft zu fokussieren".
Ich beziehe mich hier auf die zwei Ansprachen, die im letzten August gehalten wurden: eine durch den ruandischen Staatspräsidenten, Paul Kagame, während seines kurzen Besuchs in Goma, und die andere durch die amerikanische Außenministerin, Frau Hillary Clinton, in Kinshasa.
Erwähnenswert ist in diesem Zusammenhang, dass einer derjenigen, der das kongolesische Volk zum "Vergessen der Vergangenheit" aufgerufen hat, es in seinem eigenen Land nicht praktiziert.
In meiner Muttersprache gibt es ein Sprichwort, das besagt, ich zitiere (frei übersetzt): " Einige Wahrheiten verletzen, tun weh, aber sie müssen gesagt werden, bis sie sich durch neue Prinzipien und konsequente Verhaltesweisen äußern" (Ende des Zitats).
Davon ausgehend, ist die folgende Frage zu stellen: Was geschieht mit den Völkern, die aus diesem oder jenem Grunde, ihre Vergangenheit, ihre Geschichte missachten, ignorieren. Eine einzige Antwort gilt: Sie bleiben lebenslänglich Sklaven bzw. abhängig.
Daraus folgend, ist es notwendig, das, was ich hier als den "Anfang der horizontalen ruandisch-kongolesischen Versöhnung" nenne, zu entpersönlichen, unpersönlich zu machen, und in die Verständigung zwischen den beiden Völkern umzusetzen - zwei Völker, die gezwungen sind, ewig in Nachbarschaft zu leben. Zumal die Gefahr groß ist, dass "dieser Beginn der (von oben dekretierten) Versöhnung" in Scherben geht, falls die aktuellen Führer beider Länder nicht mehr an der Macht wären.
Es braucht nicht betont zu werden, dass das Misstrauen des kongolesischen Volkes gegenüber seinem ruandischen Nachbarn, aus evidenten Gründen - trotz der Wiederaufnahme der diplomatischen Beziehungen zwischen den beiden Ländern, trotz des Besuchs des ruandischen Staatspräsidenten in Goma und trotz der Wiederinbetriebnahme der CEPGL, also der Wirtschaftsgemeinschaft der Länder der Großen Seen, lebend und immens ist und bleibt. Wäre es nicht in diesem Zusammenhang und in Anbetracht des Vorstehenden angebracht, dass diejenigen, die die Verantwortung für das tragen, was der kongolesischen Bevölkerung in den letzten Jahren zugefügt wurde, ihre Tat bereuen, bevor man über "Versöhnung" spricht?
Erst danach könnte man an die Ausarbeitung eines Projekts denken, dessen Ziel in erster Linie darin besteht, ruandische und kongolesische junge Menschen im Sinne von Schüler- bzw. Studentenaustausch einander näher zu bringen. Sagt man nicht, dass die Rolle der Jugend seit Anbeginn der Zeit darin besteht, den nächsten Schritt der Geschichte, der Entwicklung darzustellen?
Auf der Ebene der "Wirtschaftsgemeinschaft der Länder der Großen Seen" - eine Institution, deren Reaktivierung ich hier begrüße, da sie sich als eine Organisation ausweißt, die im Stande ist, die Region durch die gemeinsamen Entwicklungsinteressen zu stabilisieren -, ich meine, auf der Ebene der CEPGL hat man das Freizügigkeitsabkommen und das Abkommen über freien Warenverkehr kürzlich abgeschlossen. Es geht hier um Abkommen, die am 1. September 2009 in Kraft treten sollten. Kann man überhaupt die beiden Abkommen umsetzen, während die Verwaltung in der DR Kongo, wie man weiß, nicht funktioniert, um hier nicht sagen zu müssen, dass es sie nicht gibt? Bedeutet dies nicht die Tür offen lassen für illegalen Handel aller Art in der DR Kongo?
Das kongolesische Volk kann zur Zeit das tragische Kapitel seiner Geschichte, das im Holocaust gipfelt, nicht vergessen, da die Narben dieser Gräuel, mehr als 5 Millionen Tote, weiterhin sichtbar bleiben werden...
Berlin, den 4.09.2009