archiv.kongo-kinshasa.de ist eine Informationssite über die Demokratische Republik Kongo: Neben Seiten über das Land im allgemeinen und ein paar Fotos gibt es auch aktuelle Nachrichten und eine umfangreiche Sammlung von Dokumenten aus unterschiedlichen Quellen.
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So heißt der Titel eines Interviews von Michel Camdessus2 mit Jeune Afrique3... Wir werden im Folgenden versuchen, am Beispiel der DR Kongo die Gründe für das Paradoxon offen zu legen.
Es braucht nicht besonders erwähnt, betont zu werden, dass die DR Kongo potentiell reich an Mineralien ist. Zu nennen wären unter anderen: Kobalt, Kupfer, Coltan, Diamanten, Zinn, Gold... Einige dieser Rohstoffe sind für eine Vielzahl von Branchen - von der Luft- und Raumfahrtechnik bis hin zur Elektrotechnik und Elektrotechnikindustrie - unverzichtbar.
Würden diese reichhaltigen Rohstoffe, die auf dem Gebiet der DR Kongo lagern, zum Wohle der Bevölkerung erschlossen, könnten sie den rund 70 Millionen Menschen in dem sehr armen Land zu mehr Wohlstand verhelfen. Oft scheint dies aber nicht zu passieren. Die lokal vom Abbau der Rohstoffe Betroffenen erleben den Rohstoffreichtum ihres Landes meistens als "Ressourcenfluch". Der Abbau der Rohstoffe erfolgt oftmals auf Kosten von Menschenrechten, Umweltschutz oder sozialen Standards. Die Mehrheit der Bevölkerung profitiert kaum vom Reichtum, oft müssen sie die negativen Begleiterscheinungen der Extraktion erleiden.
Der Grund hierfür ist, dass in Kinshasa eine Kleptokratie herrscht, an der Macht ist. Eine Kleptokratie, die die Naturressourcen des Landes verschleudert. Kongos Rohstoffschätze, betonen die Kritiker, kämen nur sehr wenigen zugute: ausländischen Firmen, die die Rohstoffe ausbeuten, daneben einer kleinen einheimischen Machtelite.
An dieser Stelle ist die Frage zu stellen, ob es ein Bergbau- bzw. Minengesetz in der DR Kongo gibt. Diese Frage ist mit "Ja" zu beantworten. Aber zwischen diesem Gesetz, das den Abbau und Handel von Rohstoffen in der DR Kongo regelt, und seiner Umsetzung liegt eine breite Marge, eine immense Diskrepanz.
In einer durch die Presseagentur Bloomberg vor einigen Monaten zitierten Erklärung der stellvertretende Präsidentin der Kommission zur Überprüfung des Bergbaugesetzes der DR Kongo ist zu lesen, dass die kongolesische Regierung von nun an 15 % der Anteile beim Abschluss neuer Minenverträge verlangen werde. Es liegt nahe zu sagen, dass das neue überprüfte Minengesetz den Ausverkauf der Minenressourcen des Landes besiegelt.
Am Beispiel einiger Verträge zur Abgabe von Konzessionen über den Minenabbau in der DR Kongo werden wir zeigen, weshalb das Recht des kongolesischen Volkes auf mineralen Reichtum zu kurz kommt.
Eine Erhebung der durch den früheren UNO-Generalsekretär, Kofi Annan, und den Ex-Chef des Internationalen Währungsfonds, Michel Camdessus, geleiteten ONG, "Africa Progress Panel", hat vor einigen Monaten umfassende Hinweise auf die dubiosen Rohstoff-Deals geliefert. "Africa Progress Panel" hat nachvollzogen, wie die Lizenzen zur Ausbeutung von Rohstoffen im Kongo-Kinshasa über ein dubioses Firmennetzwerk weiter gereicht wurden.
Laut der oben zitierten ONG funktionierten in den Jahren 2010 bis 2012 fünf Verkäufe von Anteilen an Rohstofffirmen nach einem ähnlichen Muster
Diese Investment-Vehikel werden oft von Dan Gertler, einem israelischen Geschäftsmann, der seit rund einem Jahrzehnt Rohstoffgeschäfte in der DR Kongo macht und als Freund des kongolesischen Staatschefs gilt. Käufer war in drei Fällen die Eurasian Natural Ressources Cop (ENRC), ein kasachischer Bergbau-Konzern, der als Gertlers Partner in der DR Kongo gilt.
Obwohl sich im Africa-Progress-Panel-Bericht keine Belege dafür befinden, dass sich die kongolesische Regierung daran bereicherte, ausländische Firmen den Zugriff auf Rohstoffe zu ermöglichen, enthüllt die Analyse in einem Fall Unregelmäßigkeiten bei Verträgen:
Festzuhalten ist, dass das Geld aus den 5 Deals verloren ist und auch in anderen afrikanischen Ländern vom Rohstoffreichtum kaum etwas bei der Bevölkerung ankommt. Kofi Annan fordert, dass sich dies dringend ändern müsse. Die reichhaltigen Ressourcen Afrikas böten eine einmalige Chance, schrieb er in einem Gastbeitrag für "New York Times"4. Sie könnten Millionen Menschen aus der Armut helfen, Arbeitplätze schaffen und künftigen Generationen Hoffnungen spenden.
Berlin, den 17.6.2014
1 http://economie.jeuneafrique.com/managers/decideurs/22275-michel-camdessus-une-afrique-riche-des-africains-pauvres.html
2 http://de.wikipedia.org/wiki/Michel_Camdessus
3 http://de.wikipedia.org/wiki/Jeune_Afrique
4 http://www.nytimes.com/2013/05/10/opinion/global/stop-the-plunder-of-africa.html?_r=0)