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Nach langem 14-monatigem Warten wurde am Sonntag, den 7.12.2014, durch ein im öffentlichen Fernsehen verlesenes Präsidialdekret die Liste der Mitglieder der Matatas-Regierung II, auch die "Regierung der nationalen Kohäsion" genannt, bekannt gegeben. Diese durch Präsident Kabila am Ende der "nationalen Konzertationen" vor über einem Jahr angekündigte Regierung besteht, neben dem Premierminister, aus 47 Mitgliedern: drei Vizepremierministern, zwei Staatsministern, 33 Ministern und zehn Vizeministern.
Gewinner dieser Regierungsumbildung ist die dem Staatspräsidenten nahestehende politische Partei, die Volkspartei für den Wiederaufbau und die Demokratie (PPRD), und die Präsidialmehrheit. Sie stellen 35 Minister, darunter auch die wichtigsten Minister (Verteidigung, Inneres und Sicherheit, Außenministerium…).
Es liegt nahe zu sagen, dass die PPRD und Alliierte via neue Regierungsumbildung ihre Position in dem politischen und Machtgefüge der DR Kongo konsolidiert haben.
Die sogenannte "Opposition", die durch sieben Minister bei der Regierung repräsentiert ist, muss sich mit wenig einflussreichen Ministerien begnügen. Ich sage hier "sogenannte Opposition" deshalb, weil nach der Bekanntgabe der Regierungsmitglieder drei Mitglieder der kongolesischen Befreiungsbewegung, MLC von Jean-Pierre, aus dieser Partei hinausgetrieben wurden. Hinzu kommt, dass die Vereinigte Lumumbistische Partei, PALU von Antoine Gizenga, niemals zu der Opposition zählte und zählt. Dies gilt auch für die "Republikanische Opposition" von Kengo wa Dodo. Hinzu kommt, dass die Zivilgesellschaft bei der Ministerernennung einfach vergessen wurde.
Daher fragt man sich mit Recht, ob diese Matatas-Regierung II die Bezeichnung "Regierung der Nationalen Kohäsion" verdient, zumal die wahre Opposition (die UDPS von Etienne Tshisekedi, die UNC von Vital Kamerhe und viele andere Oppositionsparteien) nicht in der Regierung repräsentiert ist.
Was Gender anbetrifft, kann gesagt werden, dass Frauen mit nur sieben Ministerinnen in der Regierung unterrepräsentiert sind. Und dies, obwohl Präsident Joseph Kabila anlässlich der Darstellung der Ergebnisse der "nationalen Konzertationen" versprochen hatte, die Anzahl der Frauen in den institutionellen Organen zu erhöhen.
Eine Analyse der Zusammensetzung dieser Regierung belegt auch, dass sich 3 von 11 Provinzen bei der Regierungszusammensetzung den Löwenanteil genommen haben: Katanga, 9 Minister und Vize-Minister; Bandundu, 8 Minister und Vize-Minister und Maniema, 5 Minister und Vize-Minister, neben dem Premierminister.
Zu erinnern ist in diesem Zusammenhang, dass der Artikel 90/3 der Verfassung der DR Kongo vorschreibt, dass "die Zusammensetzung der Regierung die nationale Repräsentativität berücksichtigt".
Stimmen, die Zusammensetzung der Matatas-Regierung II kritisieren, kommen nicht nur aus der Opposition oder der Zivilgesellschaft. So hat der Präsident der zur Präsidialmehrheit zählenden politischen Partei AFDC, Bahati Lukwebo, am 11. Dezember 2014, vor den Kadern seiner Partei den Frust, die Ungerechtigkeit und die Demütigungen, die seiner Partei bei der Regierungsumbildung zugefügt wurden, angeprangert. " Für alle Ministerposten, auf die wir Anspruch haben, hat man andere Personen vorgezogen". Er hat auch nicht akzeptiert, obwohl er jetzt das Wirtschaftsministerium innehat, dass das Arbeitsministerium, das er in der entlassenen Regierung geleitet hatte, jetzt durch einen Vize-Premierminister geleitet wird.
Einige sind der Meinung, dass die Vorgehensweise des AFDC-Führers mit 20 Deputierten in der Nationalversammlung einer neuen Rebellion innerhalb der Präsidialmehrheit gleichkommt. Eine Attitüde, die Charta und die Satzung der Präsidialmehrheit zermürben könnte.
Angesichts dieses aufgeblähten Regierungsapparates sind immense Summen für die Alimentierung ihrer Mitglieder notwendig. Da bekannt ist, dass das Jahresbudget 2015 für das ganze Land ca. 9 Mrd. $ (US) beträgt, stellt sich bereits jetzt die Frage nach der Realisierbarkeit vieler Regierungsprojekte.